Ortungsgerät, Multidetektor, Wallscanner, Leitungssucher, Metallsuchgerät: Praxisvergleich und Praxistipps mit Bosch und TackLife

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Ortungsgerät, Multidetektor, Wallscanner, Leitungssucher, Metallsuchgerät: Praxisvergleich und Praxistipps mit Bosch und TackLife

Grundsätzlich können solche Geräte nicht tatsächlich messen welches Material sich unter dem Gerät befindet, nur Materialunterschiede während man das Gerät über die Wand bewegt. Ausserdem muss man die zu findenden Kabel, Rohre, etc. seitlich überqueren, das Gerät also mehrfach hin- und herbewegen. Dies sollte man in jedem Fall horizontal, vertikal und auch mal diagonal tun um alle möglichen Verlaufsrichtungen von Kabeln, etc. abzudecken.

Übersicht der getesteten Geräte

  • Bosch Truvo

  • Bosch GMS 120

  • Bosch d-tect 120

  • TackLife DMS03

  • TackLife DMS05 (nur in Vergleichstabelle, kein Praxistest)

Praxistest

Im Praxistest habe ich vier verschiedene Geräte in unterschiedlichsten Situationen verglichen. Dabei sind sowohl Tests, bei denen ich wusste wo Leitungen oder Objekte liegen, aber auch Tests wo mir das nicht bekannt ist. Nicht alle Tests sind unbedingt praxisrelevant, z. B. ob ein Signal angezeigt wird, wenn man das Gerät einfach in die Luft hält. Aber um das Verhalten der Geräte kennen zu lernen halte ich das für trotzdem hilfreich und kann dann im Praxiseinsatz besser erkennen wann mir welches Gerät wirklich etwas "zu sagen" hat.

Anwendungstipps und generelle Hinweise

Die Geräte können (außer dem Radarscanner d-tect 120) keine Objekte als solches zuverlässig detektieren, sondern finden Unterschiede im Untergrund (durch unterschiedliche elektro-magnetische Felder).

  • Messgerät an einer Stelle einschalten, an der vermutlich kein Objekt ist.

  • nicht zu schnell bewegen, immer geradlinig waagrecht oder senkrecht, mit leichtem Anpressdruck

  • Messgeräte beim Testen und hin- und herfahren, nicht von der Wand abnehmen, sondern immer im Kontakt bleiben

  • mehrfach (mindestens 3x) über die gleiche Stelle fahren → nötig zur Selbstkalibrierung, dabei falls gegeben die Signalstärke beobachten. Das Messgerät zeigt bei mehrfachem Scannen / Überfahren die Stelle immer genauer an.

  • Unebenheiten der Wand können das Messgerät leicht verkanten und ggf. zu unterschiedlichen Anzeigen führen! Aufpassen! :-)

  • zu untersuchende Stelle kreuzweise testen → dadurch Vermeidung, dass bei Autokalibrierung parallel zur Suchrichtung laufende Objekte nicht gefunden werden (da die Autokalibrierung auf den Umgebungszustand "genullt" wird)

  • sehr feuchte oder sehr trockene Wände können Funktion der Geräte beeinträchtigen

  • Das Gerät und vor allem der Messring muss trocken sein

  • gute, volle Batterien

  • Naße Wände bringen falsches Ergebnis

  • Bei den Messungen darauf achten, dass keine Geräte in der Nähe sind die starke magnetische oder elktromagnetische Felder erzeugen

  • Alukaschierte Dämmstoffe können zu falschen Ergebnissen führen

  • genauso wie leitfähige Tapeten.

  • Bedeutung gelbe Anzeige: a) man nähert sich einem Objekt, aber hat das Zentrum davon noch nicht erreicht b) kleines Objekt in der Nähe von großem Objekt c) Objekt ist tiefer als die sichere (spezifizierte) Ortungstiefe des Geräts

  • Elektrogeräte / Verbraucher immer einschalten, um Kabel leichter / zuverlässiger zu finden

  • Geräte immer nur am Griff halten, nie im Sensorbereich anfassen

  • ggf. zweite Hand in der Nähe des Messgeräts (bis maximal 50 cm Abststand) auf der Wand platzieren, um sich zu erden und mögliche statische Aufladungen abzuleiten, die die Messung behindern würden (GMS 120 ist hier besonders betroffen). Dabei den Sensorbereich jedoch nicht berühren!

  • keine isolierenden Schuhe tragen / nicht auf Leiter oder anderen Hilfsmitteln mit isolierenden Füßen (keine Gummifüße!) stehen!

  • wenn über eine große Fläche eine Spannung angezeigt wird (Blitzsymbol für stromführende Leitung), so ist vermutlich die Wand statisch aufgeladen → zweite Hand in der Nähe auflegen, wie beschrieben

  • spannungsführende Leitungen in einem Metallrohr werden nicht als solche erkannt (das Metall dagegen schon)

  • kein Auffinden von Plastikrohren möglich (Ausnahme: Wallscanner d-tect 120)

  • keine metallischen Objekte am Körper tragen (keine Ringe oder Uhren!)

  • elektromagnetische Strahlungsquellen in der Nähe der Teststellen vermeiden (kein Handy in der Brust- oder Hosentasche tragen!)

  • Entfernen (soweit möglich) von metallischen Objekten in der Nähe der zu untersuchenden Stelle

  • alle magnetischen, elektromagnetischen und elektrischen Geräte, sowie leitfähige Tapeten, alukaschierte Dämmstufe usw. können Zuverlässigkeit der Detektion negativ beeinflussen oder unmöglich machen.

  • alle Geräte haben generell Schwierigkeiten, wenn viele verschiedene Materialien nahe zusammen kommen

  • falls möglich das Gerät zur Autokalibrierung zuerst auf einer bekannte Stelle aufsetzen, die kein zu suchendes Objekt hat

  • wenn Zweifel über Messergebnisse bestehen, Gerät ggf. resetten (siehe jeweiliges Handbuch)

  • Sensorbereich darf nicht feucht sein, ggf. abwischen

  • Holzbalken mit Nägeln oder Schrauben werden ggf. als Metallobjekt (und nicht Nichtmetall / Holz) detektiert

  • Litzenkabel werden nicht erkannt!

  • falls nötig, reinigen (fegen) der zu untersuchenden Stelle. Wenn die Stelle noch immer uneben ist, ggf. einen dünnen Karton auflegen, um mit dem Messgerät dann immer in festem Kontakt zu dem dünnen Karton sein zu können.

  • WICHTIG: Bedienungsanleitung lesen. Die Geräte sind leider nicht komplett selbsterklärend, auch wenn sie einfach wirken!

  • Gerät muss vor Benutzung akklimatisiert sein (GMS 120 hat Temperaturüberwachtung und ggf. Warnung!)

  • Eine Tiefenanzeige des Geräts (DMS03) ist auf eine bestimmte Objektgröße "normiert". Wenn man größeren oder kleinere Objekte scannt, so wird die absolute Tiefenanzeige etwas ungenauer sein. Die relativen Unterschiede der Tiefe und die Anzeige der Mitte bleiben jedoch aussagekräftig.

  • Große Metallflächen führen zu einem zu "frühen" Anzeige des Objekts.

Tipps nach dem Festlegen der Stelle an der man bohren will

  • Vor dem Bohren besser Strom ausschalten!

Anwendungstipps

Bosch GMS 120

  • GMS 120 (und wohl auch die anderen Detektoren!?): auf Wand aufsetzen und auf grünes Licht warten, zeigt Ende der Autokalibrierung an

  • Wird im Trockenbau- oder Metallsuchmodus eine Spannung gefunden → Umschalten auf Spannungsmodus und mehrfaches Überfahren der zu untersuchenden Stelle, um die Lage präziser zu erfassen

  • Das GMS 120 scheint auch Objekte, die sich über dem Sensor befinden stärker zu erfassen. Ggf. Messgerät 180° drehen, um auszuschließen, ob sich vermutlich ein gefundenes Objekt nicht unter sondern über dem Messgerät befindet!

Signalstärkeanzeige

  • obere Anzeige: generelle Signalstärke (Größe, Tiefe oder Nähe des Objekts!)

  • untere Anzeige: Zentrumsfinder des Objekts

Erklärung Modi GMS 120

Metallmodus Erkennung von

  • magnetische Metalle (eisenhaltig)

  • nichtmagnetische Metalle (Kupfer, Alu)

  • spannungsführender Leitungen

Trockenbaumodus zum Finden von Unterkonstruktionen, Erkennung von

  • metallische Objekte (z.B. Fe, Cu, Al)

  • Holz

  • spannungsführender Leitungen

  • andere Elemente, z. B. wassergefüllte Kunststoffrohre

Spannungsführende Leitungen / Strommodus (Live Wire mode) Erkennung von

  • spannungsführenden Leitungen

Nur im Strommodus stellen die Skalen das Signal des 50Hz Sensors dar. In allen anderen Modi, wird die Warnung über den LED-Ring ausgegeben. Im Metalmodus wird bei einem spannungsführenden Kabel ein Signal auf den Skalen dargestellt, dass von der Kupferleitung kommt - in diesem Fall stimmt das Signal mit dem Signal im Strom.

Erklärung Modi d-tec 120

Universal (Steinsymbol - Mitte) → Messtiefe bis 6 cm

  • Metall

  • Elektroleitungen und Kabel

  • wassergefüllte Kunststoffrohre ( > 2 cm Durchmesser)

Beton (Betonsymbol - Rechts) → Messtiefe bis 12 cm

  • Armierungen (aus Stahl)

  • Metallrohre

  • Elektroleitungen und Kabel

  • wassergefüllte Kunststoffrohre

Trockenbau (Symbol Quadrate in Wand - Links) → Messtiefe bis 6 cm

  • Holzbalken

  • Metallständer

  • Elektroleitungen und Kabel

  • wassergefüllte Kunststoffrohre

Testsieger und Fazit

Generell erkennen die Geräte Unterschiede zur Wand (bzw. dem Medium auf dem sie eingeschaltet / (auto-)kalibriert werden. Die Geräte können sicher sehr hilfreich eingesetzt werden, speziell, wenn man sich der Beschränkungen der Geräte bewusst ist und diese gemäß den Empfehlungen anwendet. Aber keines der getesteten Geräte ist ein absolut sicherer "Hellseher" und zeigt in allen Fällen die gewünschten Informationen an.

Testsieger gibt es in dem Sinne nicht, aber den Truvo finde ich nicht interessant, da das TackLife DMS03 für weniger Geld in meinen Tests meist zuverlässiger war und auch mehr Informationen anzeigt. Allerdings spinnt der TackLife DMS03 manchmal auch rum — wenn man dann ein paar Mal probiert, fängt er sich zwar wieder, aber man sollte sich nicht auf das erste Ergebnis verlassen, sondern die Prüfung mehrfach durchführen. Vermutlich ist das TackLife DMS05 bauähnlich und ebenfalls vergleichbar.

Den Bosch GMS 120 ist im positiven, wie im negativen Sinn "sehr empfindlich" und lässt sich leicht von statischen Aufladungen ablenken, aber ist andererseits auch in der Lage etwas mehr oder tiefer zu finden als das TackLife DMS03. Auffällig ist, dass der GMS 120 in manchen Situationen etwas Schwierigkeiten hat, wirklich direkt zuverlässig zu sein. Das passiert, wenn "viel los ist", d.h. z.B. eine Metallzarge in der Nähe einer Steckdose ist und verschiedene Kabel unterm Putz liegen und noch ein Schrank in der Nähe steht. In so einem Fall hatte ich, dass das Messgerät wiederholbar in der Richtung zur Metallzarge hin einen Bereich als rot markiert, während in der Gegenrichtung der gleiche Bereich nur orange markiert wird. Ich denke, dass in der Regel dieser orange Bereich noch als sicher zu bewerten ist (Gegentest mit d-tect 120), aber kann das leider nicht sicher sagen.

Den Wallscanner d-tect 120 finde ich für mich persönlich nicht interessant, da er mir keine Vorteile gegenüber den anderen Geräten bietet. Er findet Metalle auf jeden Fall weniger zuverlässig. Ich konnte das was der d-tect 120 anzeigt (oder wo er etwas anzeigt) öfter auch nicht nachvollziehen! Ein paar cm Unterschied im Verschieben hat in einer Testsituation, wo ich wusste wo Objekte liegen, Unterschiede angezeigt wo keine waren. Auch die Wiederholbarkeit der Messungen waren öfters nicht gegeben. Vorteilhaft ist, dass er nicht bzw. weniger das Hin- und Herfahren braucht. Aber wie gesagt in meinen Augen leider nicht wirklich verlässlich Metalle / Strom anzeigt. Mal zuviel, mal zu wenig... :-( In Erfahrungen anderer habe ich auch gelesen, dass sie mit mehreren getesteten d-tect 120 sicher vorhandene Stromleitungen nicht zuverlässig detektieren konnten. Nicht zuletzt geben mir die anderen Geräte (GMS 120 und DMS03) mehr Infos über das Gefundene. Wenn man die verschiedenen Modi des GSM 120 und DMS03 nacheinander nutzt, mehrfach scannt und ggf. auch mal quer scannt, so bekommt man meist schon eine ganz gute Idee wo ein Bereich gefährlich ist, oder eher nicht. Man scheint aber doch etwas Übung mit den Geräten zu brauchen, dass man mal an allen möglichen bekannten und ggf. auch nicht bekannten Teststücken probiert, wie die Wiederholbarkeit ist. Ich hab' auch Dinge "getestet" wie eine Notebooktastatur und eine externe Tastatur, ein Kabel zu einer Lampe führend (ein- und auch ausgeschaltet), meine Hand unter einem Tisch, eine Metalldose unter einem Tisch usw. Dann bekommt man etwas ein Gefühl wann die Geräte in etwa wie reagieren.

Fazit

Ich habe letztlich das d-tect dms03 und den Bosch GMS 120 beide behalten, da sich die zwei Geräte sogar noch etwas ergänzen. Der GMS 120 ist etwas empfindlicher, d.h. er kommt tiefer in ein Material. Der DMS03 hat den Vorteil, dass er versucht die Entfernung von metallischen Objekten abzuschätzen. Das finde ich auch recht nützlich. Außerdem kann man damit an engen Stellen, bei dem man den Bosch GMS 120 nicht platzieren kann, noch messen. Und im Zweifelsfall möchte ich lieber mit zwei Geräten testen, bevor ich an einer falschen Stelle bohre und mir damit einen Haufen Ärger und Arbeit oder Kosten einhandle. Generell empfand ich auch als Verteil, wenn man verschieden Modi nutzen kann und so eine bessere Idee bekommt, was sich wohl unter der Oberfläche verbirgt.